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Projekte

KONZEPTE DER 'CONVERGING TECHNOLOGIES'


'Lebendige' Algorithmen (Gabriele Gramelsberger, FU Berlin)
- Temporale Indexikalität und Notationale Plastizität

Ambient Intelligence basiert auf Konzepten der Imitation von Fähigkeiten lebender Organismen, insbesondere bezüglich der instantanen Inkorporation und Verarbeitung von Umweltinformationen. Die Nachbildung dieser Funktionen soll alltägliche Objekte in sensitive und adaptive Objekte transformieren. Das Projekt untersucht die Voraussetzungen dieser Informationsprozesse. Dabei kommt der Transformation von repräsentationalen Informationsstrukturen in operationale eine entscheidende Rolle zu. Die Hypothese ist, dass diese Operationalität mit modifizierten Zeitkonzepten einhergeht und dass diese neuen Zeitkonzepte wiederum eine Schlüsselrolle in der Konvergenz von Technologien spielen. Eingeschrieben in Algorithmen und millionenfach auf Computerchips in die Lebenswelt entlassen modifizieren diese neuen Konzepte zunehmend unsere Alltagswelt.

 

Algorithmenkonzepte (Lothar Michael Putzmann, KHM Köln)
- Über Aspekte der algoritmischen Informationstheorie in einem erweiterten Verständnis von Berechenbarkeit

Die Verknüpfung von Informationstechnologien mit anderen Wissenschaftsdisziplinen führte zu einer veränderten Auffassung von Algorithmizität.  Diese wird nicht mehr ausschließlich im Konzept der klassischen Rekursionstheorie bzw. im formalen Paradigma der Turing-Maschine verstanden.  Welche Auswirkungen hat dieser Paradigmenwechsel auf strenge limitative und negative Resultate, wie die Theoreme der Unentscheidbarkeit, Unvollständigkeit oder Zufälligkeit, die im konventionellen Formalismus eine Schranke der Berechenbarkeit bildeten?  Insbesondere fragwürdig sind die Implikationen in die Begriffe von Information und Komplexität, die in den mathematischen Informationstheorien unter der Voraussetzung der Algorithmisierbarkeit durch das Konzept rekursiver Funktionen vermittelt wurden.

 

Zelluläre 'Maschinen' (Werner Kogge, FU Berlin)
- Neue Formen des Technischen

Biotechnologie spielt eine zentrale Rolle in den technologischen Visionen der Diskurse um 'Converging Technologies'. Zellen und Mikroorganismen werden in Synthetischer Biologie, Systembiologie und Bionanotechnologie als Prototypen zellulärer 'Maschinen' betrachtet, deren molekulare Struktur sowohl einer programmierenden (Re-)konstruktion zugänglich ist, als auch ein umgebungssensitives Verhalten auf Grundlage eines eigenständigen Weltbezugs ermöglicht. Das Projekt untersucht, welche Begriffe von Adaptivität, Situiertheit, Umgebungsbezogenheit, Information und Autonomie in Diskursen aktueller Biotechnologie zum Einsatz kommen, wie sie in der semiotischen Terminologie der Molekularbiologie verwurzelt sind und in welchem Verhältnis sie zu forschungsnahen phänomenalen Beschreibungen stehen. Ziel ist ein begriffliches Instrumentarium, das erlaubt, den Neuigkeitswert und die Lebensweltrelevanz der aktuellen Entwicklungen kritisch einzuschätzen.

 

Assozierte Projekte:

Rekursive Konvergenz (Adrian Mackenzie, ESRC Lancaster) 
- Design Techniken und Praktiken der Synthetischen Biologie

Synbio gilt heute als Inbegriff der Konvergenz von Bio- und Informationstechnologie. Dabei kommen Designkonzepte der Programmierung in biologischen Kontexten zur Anwendung. Das Projekt analysiert die Praktiken, Infrastrukturen und Modelle der Synthetischen Biologie, welche eine 'rekursive Konvergenz' zwischen beiden Disziplinen erzeugt. Es erforscht die Probleme und Dynamiken der Einschreibung ingenieurswissenschaftlicher Praktiken in die Biologie.


Prothetik (Karin Harrasser, KHM Köln)
- Konturen einer Wissensgeschichte

Als medizintechnische Praxis ist die Prothetik ein Schnittstellenphänomen oder auch eine 'Converging Technologies'. Sie lässt sie sich - zumindest in Deutschland - als ein gemeinsames Unternehmen von Ingenieuren und Medizinern bis in die Zwischenkriegszeit zurückverfolgen. Medizinisches Wissen (Anatomie, Chirurgie, Neurologie, Schmerztherapie) und technisches Know-how (Mechanik, Robotik) paart sich in der Prothesenversorgung mit den handwerklichen Fertigkeiten des Orthopäden und körpertechnischen Verfahren von Ergo- und Physiotherapie. Prothetik ist jedoch nur auf den ersten Blick eine bloß medizintechnische Angelegenheit. Auf den zweiten erweist sie sich als ein Aggregat aus institutionellen, diskursiven und technischen Elementen, das die Relation zwischen Wissensbeständen über den Menschen und anthropologischen wie gesellschaftspolitischen Setzungen reguliert und technisch konkretisiert. Die Bedingungen der Konstruktion von Wissen über den Körper und dessen semiotische und ikonische, narrative und tabellarische, rhetorische und mathematische Konstitution sind deshalb ebenso Thema des Projektes wie die historisch wechselnde Praxis der Prothesenversorgung. Besonders interessieren die Wechselwirkungen prothetischen Wissens mit kulturtheoretischen und biopolitischen Programmen und deren epistemologische Einbettung.

 

Assoziierte Einrichtung:

lab3 (Georg Trogemann, KHM Köln)

Labor für experimentelle Informatik an der KHM Kunsthochschule für Medien Köln »lab3

 

 

BILDER DER 'CONVERGING TECHNOLOGIES'

 

Operationale Bilder (Nina Samuel, FU Berlin)
- Die Transformation von Bildtechnologien

Alle der an der NBIC-Konvergenz beteiligten Wissenschaften nutzen technische Bildverfahren. Diese sind umso wichtiger, je weiter sich die Untersuchungsgegenstände auf die Mikroebene verlagern. Die Ausgangshypothese des Forschungsverbunds befragend, ob und inwiefern die neuen Technologien das Verhältnis von Materie und Information neu konfigurieren, untersucht das Teilprojekt vorrangig diejenigen Bilder, die von den Augen der Öffentlichkeit abgeschirmt in Laboren erzeugt werden und in Forscherkollektiven zirkulieren. Ein behaupteter Paradigmenwechsel müsste sich auch im Bereich der Bildlichkeit bemerkbar machen, indem die im Bild codierte Information einen direkten Zugriff auf die Materie ermöglicht. Das Projekt untersucht anhand von Fallbeispielen, ob und in welcher Form im Bereich von CT von einer solchen operationalen Bildlichkeit gesprochen werden kann. Indem diese von anderen Formen bildlicher Operativität unterschieden wird, sollen die sie erzeugenden Bildtechnologien historisiert sowie die Möglichkeit einer Theorie operationaler Bilder diskutiert werden.

 

Bildlichkeit der 'Converging Technologies' / CT 'Viskurse' (Kathrin Friedrich, KHM Köln)
- Bilder, Visualisierungen und Metaphern eines visionären Wissenschaftsprogramms

Die Debatten zu 'Converging Technologies' verwenden und generieren visionäre Visualisierungen, Metaphern und Bilder, welche die Konvergenz als neues Paradigma des 21. Jahrhunderts propagieren. Das Projekt unterzieht diese Darstellungen anhand von Fallbeispielen und basierend auf Karin Knorr Cetinas Überlegungen zu „‚Viskurse’ der Physik“ (1999) einer ‚Viskursanalyse’, indem es auf verschiedenen Ebenen der visuellen Diskurse ansetzt.

Eine medienpragmatische Perspektive auf die Bildgebungsprozesse vollzieht die technologisch-medialen und institutionellen Voraussetzungen der Darstellungsproduktion nach. Aufschluss über die Sichtbarkeitsstrategien und ‚Science-Fiction Visionen’ der Converging Technologies gibt die Analyse der Bildformate und –formen. Bezug nehmend auf die visuell-epistemischen Genealogien der Visualisierungen wird nicht nur die aktuelle Bildpraxis beleuchtet, sondern ebenso Bild- und Wissenstraditionen in den ‚Konfigurationen des Zukünftigen’ dargestellt. Daran anschließend fragt das Projekt nach den verdeckten Leitfunktionen sowie operativen und narrativen Funktionen den Bildlichkeiten im Gesamtdiskurs um CT.

 

Visuelle Argumentation (Peter Bexte, KHM Köln)
- Bilder, Visualisierungen und Metaphern eines visionären Wissenschaftsprogramms

In wissenschaftlich-technologischen Entwicklungen spielen Bilder, Visualisierungen und Metaphern eine wichtige Rolle mit verschiedenen Funktionen. Ihre Bedeutung ist unbestreitbar, dennoch wirken sie oft als Hintergrundphänomen mit verdeckter Leitfunktion. Ziel des Teilprojektes ist es, Formen und Formate einer spezifischen Visualität zu beschreiben, die den Diskurs um Converging Technologies begleitet. In wirkungsmächtigen Formen sind stets weitreichende kulturelle Tradierungen verkörpert. Darum wird das Teilprojekt Überlieferungswege einschlägiger Bilder und Metaphern rekonstruieren. Erst vor diesem Hintergrund werden mögliche neue Funktionen sichtbar. Dabei will das Teilprojekt avancierte Bilddatenbanken als Forschungsinstrument erproben.

 

Bundesministerium für Bildung und Forschung