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Projekt Gramelsberger

BMBF Forschungsverbund "Verkörperte Information"

FU Freie Universität Berlin und KHM Kunsthochschule für Medien Köln in Kooperation mit dem ESRC Universität Lancaster

'Lebendige' Algorithmen - Temporale Indexikalität und Notationale Plastizität

Dr. Gabriele Gramelsberger, Institut für Philosophie, Freie Universität Berlin

 

Forschungshintergrund

Die Entwicklungen in der Informationstechnologie kumulieren aktuell in der Vision der ‚Ambient Intelligence (AmI)’: adaptive, sensitive, ‚intelligente’ Objekte, die in die Umgebung unsichtbar und unspürbar eingelassen sind, sollen Informationen über den Zustand ihre Umgebung sammeln und diesen mit unseren Bedürfnissen in Einklang bringen. Voraussetzungen für die Entwicklung ‚intelligenter Objekte’ sind Forschritte in der Mikroelektronik, im Bereich der drahtlosen Kommunikation und Sensornetze (RFID Radio Frequency Identification) sowie neue Erkenntnisse der Materialwissenschaften, insbesondere der Polymerforschung, aber auch der Mikrosystem- und der Nanotechnik: beispielsweise um kleinste, integrationsfähigen Sensoren zu bauen, die unterschiedliche Parameter der Umwelt aufnehmen und interpretieren können. Diese Entwicklungen führen zu einer umfassenden Informatisierung der Welt, die zunehmend mit ‚intelligenten Objekten’ angereichert wird. Diese Informatisierung bringt eine neue Schnittstelle zwischen uns und der Welt hervor, indem sie die Konstitution technisch herstellbarer Objekte verändert; sie mit einem ‚informationssensitiven Layer’ überzieht. Dies eröffnet ein breites Feld an Anwendungen: Konzepte wie die adaptive Regelung des Raumklimas -  Sensoren steuern auf Basis der aktuellen Körpertemperatur einer Person die Raumtemperatur - oder die intelligente, automatische Bewässerung des Gartens werden in den Laboren der Forscher entwickelt, aber auch „fast, broadband interfaces directly between the human brain and machines, ... wareable sensors and computers [to] enhance every person`s awareness of his or her condition, environment, chemical pollutants ..., software agents ...“ (Rocco/Bainbridge 2002: 5).

 

Projektziele

Die Anforderungen an die skizzierten technologischen Entwicklungen, nämlich in Objekte eingelassene, sensorische und aktorische Steuerungs- und Kontrollmechanismen zu realisieren, die eine situierte, adaptive und autonome Form von '(Umgebungs-)Intelligenz' ermöglichen, fordert einen neuen Umgang mit Informationen und informationsverarbeitenden Prozessen (Algorithmen). Dieser neue Umgang orientiert sich dabei an strukturellen Aspekten des Biologischen (Zelle, Organismus, Gehirn), um ein modellierbares Verständnis von Umgebungsanpassung, Flexibilität und Stabilität zu erlangen: Maschinelles imitiert Organismen und wird in diesem Sinne 'verlebendigt'.  Es wird aber auch damit experimentiert, die Organisation von Materie direkt als informationsprozessierende Struktur zu nutzen (Computer aus Biomolekülen). Noch sind beide Domänen voneinander getrennt, aber in den Entwürfen der Technikvisionäre ist die Konvergenz beider Formen 'verkörperter Information' bereits angedacht.  

Kern des Teilprojektes ist daher die philosophische Untersuchung des Algorithmischen als konzeptioneller Grundfigur einer möglichen Konvergenz. Versteht man die Informationstechnologie kulturtechnisch, also als angewandte Wissenschaft der Externalisierung des Geistes, so ist Konvergenz nur durch das Algorithmische gegeben. Das Algorithmische als ‚operative Schrift’ erlaubt es, abstrakte Dinge sichtbar zu machen und diese als handhabbare (symbolische) Gegenstände in die Welt einzuführen. Aisthetisierung und Operativität gehen eine leistungsfähige Liaison ein, die mit der Delegation der Algorithmen vom Papier ins Maschinelle des Computers eine Exkorporationsform des Geistigen schafft, die durch Autonomie und Konvertibilität gekennzeichnet ist. Dabei ist die Autonomie in der Operativität der Algorithmen angelegt und kommt durch die Delegation ins Maschinelle zur Entfaltung, während die Konvertibilität auf der (numerischen) Logik der Computer sowie der, letztendlich in Maschinensprache vermittelten Software basiert. Autonomie und Konvertibilität lassen das Algorithmische ähnlich dem Geld zum 'Zirkular der modernen Gesellschaft' werden, das die Schlüsselrolle der Informationstechnologie bedingt.

 

Kontakt

Dr. Gabriele Gramelsberger
Institut für Philosophie
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 30
D-14195 Berlin

Tel: ++49 (0)30 838 54509
Fax: ++49 (0)30 838 56430
Email: gab[at]zedat.fu-berlin.de
Homepage

Projektbüro:
Silberlaube (Habelschwerdter Allee 45)
Raum JK25/221C

Bundesministerium für Bildung und Forschung