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Semantik

16666/7 - Vertiefungsmodul: Seminar und Übung

Koordination: Friedemann Pulvermüller

Ort: KL 29/208  (Habelschwerdter Allee 45)

Zeit: Mo 16:00-20:00

Erster Termin:  17.10.2016

Unterrichtssprache: Deutsch 

Platzbeschränkung: Nein

Teilnahmepflicht: Ja

SWS: 2

Hier kann der Seminarplan angesehen und heruntergeladen werden.

Wenn im passwortgeschützten Bereich kein Online-Link vorhanden ist, schauen Sie bitte im Semesterapparat der Philologischen Bibliothek nach.

Hinweis für Studierende:

Im Übungsteil der Veranstaltung sollen die Teilnehmer Methoden der psycho- und neurolinguistischen Forschung praktisch kennenlernen. Hierzu sind auch Besuche im Labor für Gehirn- und Sprachforschung geplant. Arbeitsgruppen von 2-4 Personen soll Gelegenheit gegeben werden, eine kleine experimentelle Sprachstudie unter Anleitung vorzubereiten, durchzuführen und auszuwerten.

Kommentar:

Die Beziehung zwischen sprachlichen Einheiten zu dem, was sie uns sagen, ist eines der wichtigsten Themen der Sprachwissenschaft. Wie werden in unserem Geist und Gehirn Bedeutungen verarbeitet? Können wir uns nur verstehen, wenn wir uns dasselbe vorstellen? Hängen Bedeutungen mit Erfahrungen oder mit angeborenem Wissen zusammen, und ggf wie? Beeinflusst unsere Sprache unsere Art zu Denken und wahrzunehmen? Inwiefern 'bedeuten' die Grenzen meiner Sprache die Grenzen meiner Welt?

Semantiktheorien, die sich diesen Fragen widmen, werden im ersten Teil dieses Seminar im Detail diskutiert. Hierbei wird auf philosophische Traditionen eingegangen, die die Bedeutung von sprachlichen Einheiten in Objekten oder Vorstellungen sehen. Den Beschränkungen dieser Ansätze wird die auf Wittgenstein zurückgehende Gebrauchstheorie der Bedeutung gegenübergestellt. Weiterhin werden moderne Ansätze der Sprach- und Kognitionswissenschaft diskutiert, wonach semantische Merkmale und distributionale Bedeutungsbeziehungen zwischen Wörtern für die Semantik entscheidend sind. Im Hinblick auf diese Herangehensweisen wurde eingewendet, dass sie die Herstellung von Bedeutungsbeziehungen zwischen Wort und Welt nicht hinreichend erklären können. Searle‘s 'Chinese Room Argument' sowie Harnad’s Argumente für 'Symbol Grounding' sind hier von entscheidender Bedeutung. Ansätze aus der Kognitiven Linguistik wenden das Prinzip des Symbol Grounding systematisch auf die Bedeutung von Wörtern und Konstruktionen an und lösen damit manche der Probleme der vorgenannten Ansätze.

Bei einer ausschließlich sprachtheoretischen Behandlung des Themas 'Bedeutung' ergibt sich, dass manche der Modelle und Theorien graduell besser oder schlechter geeignet sind, um bestimmte semantische Fragen zu klären. Semantische Theorien sind deshalb nützlich (jedoch nicht hinreichend) für die Erforschung der Bedeutungsverarbeitung, die im zweiten Teil des Seminars im Mittelpunkt steht. Hierzu werden experimentelle Arbeiten aus der kognitiven Psycho- und Neurolinguistik vorgestellt, die auf Fragen fokussieren, wie etwa die folgenden: Wie lange dauert es, bis wir Wörter verstehen und ihre Bedeutung in Bedeutungskontexte integrieren? Sind sprachstrukturelle und semantische Prozesse getrennt oder interagieren sie miteinander? Gibt es experimentelle Hinweise auf 'symbol grounding' bei der Bedeutungsverarbeitung? Aufgrund welcher Mechanismen können wir über Emotionen sprechen? Wie beeinflusst die Sprachstruktur die Wahrnehmung?


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