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Lukas Bärfuss

Lukas Bärfuss

Lukas Bärfuss
Bildquelle: Vogler

Heiner-Müller-Gastprofessor im Sommersemester 2013

1971 in Thun in der Schweiz geboren, begann Lukas Bärfuss nach dem Abitur mit einer Ausbildung zum Buchhändler. Seit 1977 lebt und arbeitet er als freier Schriftsteller in Zürich. Er schreibt Prosatexte, Hörspiele und vor allem Theaterstücke. Für die Künstlergruppe 400asa, die er mitbegründete, schrieb er mehrere Bühnenstücke. Besonderen Erfolg hatte er mit dem für das Theater  Basel geschriebenen Stück "Die sexuellen Neurosen unserer Eltern", das bis 2005 in zwölf Sprachen übersetzt wurde. 2010 hatte sein Theaterstück "Malaga", inszeniert von Barbara Frey am Schauspielhaus Zürich Uraufführung.
Sein erstes Buch, die Novelle "Die toten Männer", wurde 2002 veröffentlicht und 2008 erschien sein Roman "Hundert Tage", der sich mit dem Völkermord in Ruanda und der Rolle der Entwicklungshilfe befasst und vielfach ausgezeichnet wurde.

Auszeichnungen

  • 2005: Mülheimer Dramatikerpreis für "Der Bus"
  • 2008: Mara-Cassens-Preis für "Hundert Tage"
  • 2008: Anna-Seghers-Preis (gemeinsam mit Alejandra Costamagna) für "Hundert Tage"
  • 2008: Schillerpreis der Schweizerischen Schillerstiftung für "Hundert Tage"
  • 2009: Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis für "Hundert Tage"
  • 2011: Kulturpreis Berner Oberland
  • 2013: Berliner Literaturpreis

Publikationen (Auswahl)

  • "Die toten Männer", Novelle. Frankfurt a.M. 2002 
  • "Meienbergers Tod" - "Die sexuellen Neurosen unserer Eltern" - "Der Bus". Stücke. Göttingen 2005 
  • "Alices Reise in die Schweiz" - "Die Probe" - "Amygdala". Stücke. Göttingen 2007 
  • "Malaga" - "Parzival" - "Zwanzigtausend Seiten". Stücke. Göttingen 2012

 

Der Jury des Berliner Literaturpreises 2013 gehörten Jens Bisky, Ulrich Janetzki, Ulrich Khuon, Winfried Menninghaus und Kristin Schulz an. In der Begründung für die Preisvergabe heißt es:

"Der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss erhält den Berliner Literaturpreis 2013 für sein Werk, in dem die Freaks und Träumer, die Schlafwandler und Fremdlinge den Ton angeben. Lukas Bärfuss wurde 1971 in Thun geboren und lebt als freier Schriftsteller, Dramaturg und Autor von Prosatexten, Hörspielen und Theatertexten in Zürich. Seine Figuren sind geprägt und bewegt von einer Welt, die sie ihrerseits kaum zu beeinflussen vermögen. Dennoch geht von ihnen, ähnlich wie von den Figuren Robert Walsers, eine stille Hartnäckigkeit und ein unmerkliches Nein-Sagen aus. In seinem Ruanda-Buch 'Hundert Tage' nimmt der junge Entwicklungshelfer David Hohl sein Land und die stubenreinen Werte des Westens mit sich nach Afrika und wird, als die Konflikte blutig aufbrechen, zum hilflosen Beobachter einer sich selbst zerstörenden Gesellschaft. In 'Der Bus. (Das Zeug einer Heiligen)' trifft die labile Pilgerin Erika auf eine egomane und geschwätzige Reisegruppe. Sie verstört und bedroht diese Gesellschaft ebenso, wie das geistig behinderte Mädchen Dora in Bärfuss' frühem Erfolgsstück 'Die sexuellen Neurosen unserer Eltern'. Und in seinem jüngsten Stück fallen dem Tagträumer und Gelegenheitsarbeiter Toni '20.000 Seiten' historische Schweiz-Recherche auf den Kopf, deren Inhalt ihn und die erinnerungsunwillige Umgebung hartnäckig begleiten wird. Lukas Bärfuss' Geschichten sind Störfälle. Nicht weil sie Änderungen postulieren, sondern durch ihre Besonderheit, durch das Anderssein ihrer zentralen Figuren."