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Animismus-Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt vom 15.03. bis 06.05.2012

News vom 06.03.2012

  • Künstlerische Leitung: Anselm Franke (Kurator)
  • Projektleitung: Irene Albers (Freie Universität Berlin)

Wie unterscheiden wir Dinge von Wesen?

Die Ausstellung "Animismus" untersucht die Grenzziehung zwischen Leben und Nicht-Leben anhand ästhetischer Symptome. Die Frage danach, was Seele, Leben und Handlungsmacht besitzt, wird in verschiedenen Kulturen höchst unterschiedlich beantwortet. Dabei ist sie für die Organisation der materiellen Beziehungen zur Natur ebenso entscheidend wie für die Frage, welchen sozialen und politischen Status Lebewesen einnehmen. Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge des Kolonialismus geprägten Begriff "Animismus" bezeichneten europäische Anthropologen jene damals noch als "primitiv" geltenden Kulturen, in denen im Unterschied zur westlichen Moderne die Welt der Dinge, die Natur oder der gesamte Kosmos als belebt und von Seelen oder Geistern bevölkert wahrgenommen wird. Der Animismus verkörperte exemplarisch das "Andere" der Moderne - die Subjektivierung und Personifizierung der Natur in animistischen Gesellschaften wurde der Objektivierung der Natur durch die rationalistische Wissenschaft diametral entgegengesetzt.


 

Die Ausstellung wird am 15. März 2012 um 19.00 eröffnet
und bis 6. Mai 2012 gezeigt (Mittwoch bis Montag zwischen 11.00 und 19.00 Uhr)

ORT:
Haus der Kulturen der Welt (HKW)
John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin

Termine der Kuratoren- und Expertenführungen mit
Anselm Franke, Irene Albers, Diedrich Diederichsen und Gertrud Koch

Spezieller Students Day am 25. April 2012, an dem FU Studierende eine Führung durch die Ausstellung anbieten und alle Studenten freien Eintritt haben.

 


In den letzten Jahrzehnten wurden die etablierten Grenzziehungen zwischen beseelter und unbeseelter Materie, zwischen reinem Subjekt und bloßem Objekt im Hinblick auf globale und technologische Entwicklungen jedoch zunehmend auf den Prüfstand gestellt. Im deutschsprachigen Raum ist dieser Diskurs bisher weitestgehend unbeachtet geblieben. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Animismus und den ästhetischen Effekten der Animation, die heute in der Massenkultur allgegenwärtig sind? Die Vorstellung vom Animismus wird in diesem Projekt zu einem Rückspiegel für eine Betrachtung der westlichen Grenzziehungen, und die Art und Weise, wie diese in der Kunst und den Medien verhandelt und überschritten werden.

Die Ausstellung greift die gegenwärtig auf breiter Ebene stattfindende Neubewertung der Moderne im Sinne von Bruno Latours Titel "Wir sind nie modern gewesen" auf und stellt Positionen vor, die den Animismus-Begriff neu ausloten. Mit Arbeiten von rund 30 internationalen Künstlern sowie einer Materialsammlung aus der Technik-, Kultur- und Naturwissenschaftsgeschichte entsteht im Haus der Kulturen der Welt ein anthropologisches Museum der Moderne.

Mit den Künstlern:
Artefakte//anti-humboldt, Angela Melitopoulos und Maurizio Lazzarato, Tom Holert, Dierk Schmidt, Jimmie Durham, Daria Martin, Paulo Tavares, Agentur, Len Lye, Walt Disney, Ken Jacobs, Marcel Broodthaers, Didier Demorcy, Vincent Monnikendam, Candida Höfer, Yayoi Kusama, Victor Grippo, León Ferrari, J.J. Grandville, Rosemarie Trockel, Erik Steinbrecher, Istvan Orosz, Lars Laumann, David Maljkovic, Anna und Bernhard Blume, Roee Rosen, Hans Richter, Jean Painlevé, Walon Green u.a.

  • Das Gesamtprojekt ist eine Kooperation zwischen: Freie Universität Berlin, Haus der Kulturen der Welt, Extra City - Kunsthal Antwerp, Museum of Contemporary Art - Antwerpen, Kunsthalle Bern, Generali Foundation Wien.
    Es wird gefördert von der Kulturstiftung des Bundes.

Zum Projekt in Berlin erscheint in Kooperation mit dem Verlag diaphanes eine Publikation mit theoretischen Texten zum Thema der Ausstellung. “Animismus – Revisionen der Moderne”, herausgegeben von Irene Albers und Anselm Franke, diskutiert zentrale Positionen der internationalen Debatte erstmals in deutscher Sprache


Die begleitende Konferenz (vom 16. bis 17. März 2012) bringt Theoretiker und Künstler zusammen, die an der Revision der modernen Vorstellung vom Animismus wesentlichen Anteil haben, und damit auch neue Zugänge zur Vorstellung von "Moderne" eröffnen. Drei Roundtables erkunden u.a. die Beziehung des Animismus' zum Kapitalismus oder zur Politik und widmen sich aktuellen Fragen der Neuordnung ökonomischer, politischer und ökologischer Welt-Verhältnisse. Die Lectures kommentieren die transdisziplinär neu entdeckte Aufmerksamkeit des Animismus vor philosophischem, politischem und wissenschaftstheoretischem Hintergrund.

 

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