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Heiner-Müller-Gastprofessur

PERSONALIA - Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft:

Durs Grünbein erhält den mit 30.000 Euro dotierten Berliner Literaturpreis 2006 der Stiftung Preussische Seehandlung.

Grünbein hat die mit der Auszeichnung verbundene Berufung der Freien Universität Berlin angenommen und wird als Inhaber der "Heiner-Müller-Professur" dort im Sommersemester 2006 ein Autorenkolleg für studentische Autorinnen und Autoren abhalten.

Mit dem seit 2005 in neuer Form ausgelobten Berliner Literaturpreis würdigt die Stiftung Schriftsteller, deren Werk einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur geleistet hat. In Kooperation mit der Freien Universität Berlin wird den Preisträgern mit der "Heiner-Müller-Professur für deutschsprachige Poetik" ein Forum eröffnet, über den Kosmos ihrer poetologischen Geheimnisse öffentlich nachzudenken, und den literaturinteressierten Studierenden aller Berliner Universitäten die Möglichkeit geboten, an diesem Denkprozess teilzuhaben.

Der Lyriker und Essayist Durs Grünbein, 1962 in Dresden geboren, lebt seit zwei Jahrzehnten in Berlin. Seit seinem ersten Gedichtband 1988 sind über 20 Veröffentlichungen von ihm erschienen. Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt, sein literarisches Werk ist zahlreich ausgezeichnet worden, u.a. mit dem Georg-Büchner-Preis, dem Friedrich-Nietzsche-Preis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis.

Die Preisjury – Gert Mattenklott, Ulrich Janetzki, Sigrid Löffler, Norbert Miller, Annette Reber – begründete die Zuerkennung des Preises u. a. mit den Worten:
"Seine Gedichte haben sich von der aufrüttelnden "Vers-Anarchie" seiner Anfänge, die der zerfallenden Gegenwart Dresdens ihr Geheimnis abfragte, in genau kontrollierten Bewusstseinsschritten zu einem strengen, aber einzigartig frei schaltenden Formbewusstsein entwickelt. Seit dem Gedichtband "Nach den Satiren", der zum ersten Mal eine Zäsur im eigenen Schaffen mit einem Epochenwechsel der antiken Dichtung Roms parallel setzte, hat Durs Gruenbein in der Architektur seiner Sammlungen und in der meisterhaften Sprach- und Versbehandlung seiner Lyrik die Nähe und Distanz zur Dichtung der römischen Kaiserzeit vermessen. "Porzellan. Poem vom Untergang meiner Stadt" bezeichnet den extremsten Punkt in der topographischen Überlagerung des Bewusstseins. Eine Reihe von Essay-Bänden hat diese Entwicklung erklärend und erweiternd begleitet. Den Texten über Seneca und Juvenal kommt darin eine für das Selbstbildnis des Autors zentrale und kritische Stellung zu. Als Dramatiker haben ihn in den letzten Jahren ein Libretto über E. A. Poes "Berenice" und bedeutende Übersetzungen der antiken Tragiker ausgewiesen.".

Der Preis wird im Frühjahr 2006 vom Ratsvorsitzenden der Stiftung Preussische Seehandlung, dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, verliehen.

Quelle: FU Pressedienst